JAGDSCHLOSSKONZERT




Sonntag, 29.08.2004,
19.30 Uhr



DEBÜTKONZERT IM JAGDSCHLOSS

Igor Levit (Klavier)

Beethoven Sonate A-Dur op. 2,2
Schumann Fantasie C-Dur op. 17
Mussorgskij: Bilder einer Ausstellung

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Igor Levit wurde 1987 in Rußland geboren. Er bekam mit 3 Jahren seinen ersten Klavierunterricht bei seiner Mutter. Mit 8 Jahren schloß er in Nishni Nowgorod die Musikschule in den Fächern Gehörbildung und Musiktheorie ab, und übersiedelte 1995 mit seiner Familie nach Deutschland.

1999 – 2000 war Igor Jungstudent am Mozarteum Salzburg bei Prof. Hans Leygraf, und seit 2000 studiert er an der Musikhochschule Hannover bei Prof. Karl-Heinz Kämmerling.

Seit 2002 ist Igor Levit Stipendiat der Jürgen-Ponto Stiftung, und seit 2003 der Studienstiftung des Deutschen Volkes.

Im Jahre 2004 gewann Igor den 2. Preis beim International Maria Callas Grand Prix, Athens, und den 1. Preis bei der International Hamamatsu Piano Academy Competition.


 

Kraftvoll und charakterstark:
17-Jähriger „tanzt“ auf den Tasten

Kulturkreis Springe bietet Klavierkonzert der Extraklasse im Jagdschloss

Springe (gcs). Die Organisatoren der Jagdschlosskonzerte wählten ein ganz besonderes Schmankerl für ihren Saisonauftakt aus: Der 17-jährige Pianist Igor Levit ist trotz seiner Jugend nicht weit davon entfernt, ein Meister seines Faches zu sein. Bereits als kleines Kind habe er den Willen gehabt, Pianist zu werden, erzählte der gebürtige Russe. Weit schwieriger sei es, die Selbstdisziplin aufzubringen, es auch zu bleiben.


Levit, der 1995 mit seinen Eltern nach Deutschland übersiedelte, verfügt ganz offensichtlich über diese Gabe. Davon, dass sich seine Bemühungen gelohnt haben, zeigten sich die Zuschauer im nicht ganz voll besetzten Kaisersaal am Ende des Konzertes restlos überzeugt.


„Das ging ja gerade noch einmal gut“, schien dagegen der Gesichtsausdruck des jungen Musikers am Ende des ersten Stückes, der Sonate A-Dur, op. 2,2 von Ludwig van Beethoven, zu signalisieren. Sein Publikum sah das deutlich anders. Ausdrucksstark und beinahe so, als würde er dem Klang jedes einzelnen Tons kritisch nachspüren, präsentierte Levit als nächstes Robert Schumanns Fantasie C-Dur op. 17.

Humor bewies der Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes, als er auf einen Fehler im Programm hinwies. Es sei unterschlagen worden, dass der zweite Satz „mäßig dramatisch energisch“, gespielt werden solle, korrigierte er schmunzelnd.

Levit ist auch im Umgang mit seinem Publikum ein Profi, verfügt über 13 Jahre Konzerterfahrung. Seine Auftritte führten ihn quer durch Europa, unter anderem nach Österreich und Griechenland und im vergangenen Frühjahr nach Japan.

Auch nach der Pause enttäuschte Levit sein Publikum nicht. Seine Interpretation der Originalfassung von Modest Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“ kam kraftvoll, mit viel Charakter und stellenweise deutlich eigenwillig daher. Was anfangs beinahe disharmonisch klang, war vom Komponisten durchaus so gemeint und wurde durch Levit ohne die Verflachung der Orchersterfassung vorgetragen.

Neue Deister Zeitung, 31.8.2004:

Mittendrin statt nur dabei

Igor Levit debütiert beim Kulturkreis Springe mit einem bemerkenswerten Klavierabend

Wenn ein Pianist sich nicht an seinen ersten Klavierunterricht erinnert, dann kann das verschiedene Gründe haben. Das erste Tastenerlebnis ist zum Beispiel traumatisch besetzt, oder es liegt schon sehr lange zurück. Bei Igor Levit war nichts davon der Fall. Der 1987 in Russland geborene Pianist erhielt seinen ersten Unterricht bei seiner Mutter. Da war er gerade einmal drei Jahre alt, was die Gedächtnislücke hinreichend erklärt. Ansonsten aber muss die Begegnung des kleinen Igor mit dem großen Tasteninstrument sehr fruchtbar gewesen sein. Denn der heute 17-Jährige hat einiges zu erzählen.

Sein zwar gut besuchtes, aber leider nicht ausverkauftes Konzert im Jagdschloss Springe gehörte zweifelsohne in die Kategorie „hörenswert“. Levit, zurzeit Student bei Karl-Heinz Kämmerling an der Musikhochschule Hannover, ist kein tastenakrobatischer Schauläufer. Er spürt den Noten nach, horcht in sie hinein und auch in die Zwischenräume. Bei Igor Levit klingt Musik auch in der Stille. Und spielt sich stets zwischen Extremen ab. Das deutete sich in Ludwig van Beethovens "Sonate A-Dur, opus 2" mit energischen Akkordblöcken und filigranen Klangtupfern sowie einem Funken sprühenden Ideenreichtum im abschließenden "Rondo" bereits an.

Die "Fantasie C-Dur, opus 17" von Robert Schumann dann geriet zu einem echten Klangerlebnis. Mühelos füllte Igor Levit die freie Kompositionsform mit Pathos und Poesie, gestaltete den ersten Satz zwischen verzweifelter Leidenschaft und Vision und schüttelte anschließend jede Melancholie mit solider und kraftvoller Akkordtechnik ab. Durch das Finale dann bewegte sich der Pianist mit einer beeindruckenden intimen Dramaturgie.

Durchaus immer wieder eigenwillig, aber mit sehr viel Mut zum persönlichem Format legte Levit Modest Mussorgskys Zyklus "Bilder einer Ausstellung" an. Akribisch im Detail und mit gleichermaßen ausgeprägtem Gespür für Form und Fläche zeichnete er diese Klang gewordenen Gemälde nach. Schrill geriet dabei etwa der "Gnomus", unheimlich "Das alte Schloss", bunt und zu einem hektischen Treiben "Der Marktplatz von Limoges". Skurril schließlich und durchaus Angst einflößend modellierte Igor Levit die "Hütte der Baba Yaga".

Für diesen gelungenen Auftakt der neuen Konzertsaison des Kulturkreises gab es begeisterten Beifall und sogar einige Bravo-Rufe.

Gert Deppe

Hannoversche Allgemeine Zeitung, Deister-Anzeiger, 31.8.2004:

 

Gestaltung: Andreas Erbslöh