JAGDSCHLOSSKONZERT

Sonntag, 26.09.2004, 19.30 Uhr

AIOLOS
TRIO

Kilian Herold (Klarinette)
Manfred Baumgärtner (Fagott)
Manfred Schmidt (Klavier)

Werke von Beethoven, Schönberg, Strawinskiy und Glinka


Die drei Ausführenden sind Stipendiaten des "Deutschen Musikwettbewerbs".

Kilian Herold studierte an der Universität der Künste in Berlin,
Manfred Baumgärtner an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin,
Manfred Schmidt bei Prof. Köhler an der Hochschule für Musik in Hannover und später an der Musikhochschule in Lübeck.

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Der griechische Gott der Winde bläst zum Jagdschloss-Konzert

„Aiolos Trio Berlin“ am Sonntag in Springe / Mehrfach ausgezeichnete Künstler

Springe (mari). Aiolos ist in der griechischen Mythologie der Herrscher über die Winde – das „Aiolos Trio Berlin“ dagegen wacht über die Töne. Die Stipendiaten des „Deutschen Musikwettbewerbs“ treten am Sonntag, 26. September, auf Einladung des Kulturkreises Springe im Jagdschloss auf. Beginn ist um 19.30 Uhr.

„Kontraste“ heißt das Programm, das die drei Studenten in Springe präsentieren wollen. Kilian Herold an der Klarinette, Manfred Baumgärtner am Fagott und Manfred Schmidt am Klavier werden sich Werken des 20. Jahrhunderts widmen. Dabei: das „Gassenhauer Trio“ von Ludwig van Beethoven, sechs kleine Klavierstücke von Arnold Schönberg, drei Klarinetten-Soli von Igor Strawinsky, ein Monolog für Fagott von Isang Yun, das Stück „Fantaisie Concertante“ von Heitor Villa-Lobos und das „Trio Pathétique“ von Michail Glinka.

Jeder der drei Künstler ist mehrfach ausgezeichnet. Baumgärtner ist Preisträger verschiedener Bundeswettbewerbe „Jugend musiziert“, daneben Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes sowie der Stiftung „Villa Musica“. Schmidt ist seit zwei Jahren Klavierbegleiter der Meisterklassen Gesang in Lübeck, in York (England) und beim Festival „Mitte Europa“ in Sachsen. Herold nahm an mehreren Meisterkursen teil.

„Aiolos Trio Berlin“: Am Sonntag, 26. September, ab 19.30 Uhr im Jagdschloss. Der Eintritt kostet 15 Euro. Schüler und Studenten zahlen 6 Euro.

Neue Deister Zeitung, 24.9.2004:


 

Griechischer Sturm fegt durchs Jagdschloss

Konzert des Kulturkreises: „Aiolos-Trio“ aus Berlin spielt Kontraste der Musikgeschichte

Springe (dor). Es war kein Wind, sondern ein regelrechter Sturm, den das „Aiolos-Trio“ aus Berlin (Aiolos: griechisch „Wind“), mit sich brachte, und beim Konzert des Kulturkreises Springe mit hoher Geschwindigkeit durch das Jagdschloss Springe fegte. Mit Riesenschritten jagten die mehrfach ausgezeichneten Künstler Kilian Herold (Klarinette), Manfred Baumgärtner (Fagott) und Manfred Schmidt (Klavier) durch die Musikgeschichte.

Die Berliner begannen mit Ludwig van Beethovens Trio in B-Dur op. 11 aus dem Jahr 1798, das aufgrund seines populären Themas im letzten Satz auch den Beinamen „Gassenhauer-Trio“ trägt. Der Gräfin Maria Wilhelmine von Thun gewidmet, kennzeichnet es Beethovens Phase des Erkundens und Erweiterns möglicher Sonatenformen. Spürbar ist das Bestreben dieser Jahre, den hochklassischen Wiener Stil zu meistern. Seine vorwärts strebende Fantasie drohte in dieser Zeit allerdings noch nicht mit ihm durchzugehen, und genauso lässt das Aiolos-Trio die Sonate erklingen: lieblich, exakt, ein wenig konservativ und absolut ungefährlich.

Ganz anders dagegen klingt die Musik des 20. Jahrhunderts von Arnold Schönberg, Igor Stravinsky und Isang Yun. Die sechs kleinen Klavierstücke op. 19, in denen der Autodidakt Schönberg seine revolutionären „atonalen Reihen“ (alle Töne sind gleichberechtigt) einbringt, sind auch heute noch ein Meilenstein der Musikgeschichte. Wie flüchtige „Ideen“ stehen die Miniaturen nebeneinander, wie „einen nach innen gewandten Schock“ charakterisiert Schönberg sein Werk, das durch seine Unvorhersehbarkeit auch im Jahr 2005 im Jagdschloss die gewünschte Irritation hervorruft.

Von Stravinsky, oftmals nicht ganz passend als Antipode Schönbergs bezeichnet, präsentierte Herold „Drei Stücke für Klarinette solo“ von 1919. Interessant sind hier vor allem die Möglichkeiten des Instruments, und die neuartigen Wirkungen, die der Wegbereiter des modernen Balletts und Meister der rhythmischen Asymmetrie und Polyrhythmik dem Instrument abgerungen hat.

Eine ähnliche Motivation könnte man bei dem in konventionellen Kammermusikreihen selten zu hörenden „Monolog für Fagott“ des Südkoreaners Isang Yung vermuten: So wirkte der völlig sich verausgabende atemlose Manfred Baumgärtner für den Laien auch eher wie ein die Grenzen Austestender. Tatsächlich geht es bei Yung aber um kulturelle Integration und Zyklen, „in denen jeder Moment alles bedeutet“.

Nach drei zeitgenössischen Solo-Ausflügen, über die sich die drei Musiker freuten, sie endlich mal spielen zu können, folgte ein Kontrast anderer Art: Außereuropäisches des Brasilianers Heitor Villa-Lobos. In seiner Fantasie-Concertante luden mitteleuropäische Stil-Elemente gemischt mit folkloristischen Einflüssen zum Schweifen ein. Mit dem „Trio pathétique“ von Michail Glinka aus dem Jahr 1827 schloss sich der Kreis.

Das Trio kostete alle Finessen der Musiksprache des frühen 19. Jahrhunderts aus, und überzeugte mit meisterhaft abgestimmten Spiel. Die verdienten Ovationen des Publikums wurden mit Schumanns „Ich bin dein Baum, o Gärtner“ von Robert Schumann belohnt.

Neue Deister Zeitung, 28.09.2004:

 

Gestaltung: Andreas Erbslöh