JAGDSCHLOSSKONZERT




Sonntag, 31.10.2004,
19.30 Uhr

LIEDERABEND
Adréana Julia Kraschewski (Sopran)
Tobias Krampen (Klavier)



Schönberg, Berg, Brahms, Dvorák

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Adréana Julia Kraschewski: Studium an der Musikhochschule in Köln. 2002 zweiter Platz beim Bundeswettbewerb Gesang in Berlin.

Tobias Krampen: Studium bei Frau Prof. Köhler an der Hochschule für Musik und Theater Hannover. Aufbaustudium an der Musikhochschule Köln. 2003 Preisträger beim Deutschen Musikwettbewerb in der Kategorie Klavierpartner


 

Beim „Ständchen“ bröckelt die bewegungslose Fassade

Adréana Julia Kraschewski gibt ein „Alternativ-Konzert“ im Jagdschloss / Bariton-Abend wird nachgeholt

Springe (gcs). Zu Gunsten der Hamburger Staatsoper erteilte Christoph Pohl (Bariton) dem Springer Publikum eine Absage. Auf das angekündigte „Italienische Liederbuch“ von Hugo Wolf nach Texten von Paul Heyse mussten die Besucher des Liederabends im Kaisersaal also verzichten.


Distanziert: Adréana Julia Kraschewski.

Das Risiko, ohne vorherige Proben mit einem kurzfristig verfügbaren Bariton aufzutreten, mochte Waldemar Wandel, Vorsitzender des Kulturkreises Springe, den verbleibenden zwei Interpreten nicht zumuten. Das Konzert wird 2005 nachgeholt, verriet Wandel am Rande der Veranstaltung.

„Als Alternative, nicht als Ersatz“ wie Wandel während der Begrüßung betonte, bot das zum Duo geschrumpfte Trio Lieder von Arnold Schönberg (1874-1951), Alban Berg (1885-1935), Johannes Brahms (1833-1897) und Antonin Dvorák (1841-1904). Interpretiert wurden die Werke von Adréana Julia Kraschewski (Sopran) und Tobias Krampen (Klavier).

Wenn auch der kleine Skandal, den die Schönberg-Stücke nach Gedichten von Richard Dehmel und Johannes Schlaf 1898 verursacht haben sollen, nicht mehr vorstellbar ist, bleibt dennoch bis heute einige Irritation spürbar. Schönberg verweigert seinen Zuhörern jegliche Flucht in eine romantisch verträumte Feierabendscheinwelt. Ebenso verhält es sich mit Alban Berg, dessen anschließend dargebotenen sieben frühen Lieder mit Titeln wie „Die Nachtigall“ oder „Liebesode“ zwar gefühlsbetonte Texte vermuten lassen mochten, mit deren Vertonungen er aber unüberhörbar seinem Lehrer Schönberg folgt. Sängerin Kraschewski übernahm die Rolle gekonnt. Mit technisch versierter Stimme, sparsamster Gestik und verhaltener Mimik verriet sie kaum Emotionen und blieb auf Distanz. Diese behielt sie auch beim Vortrag von sechs Stücken von Johannes Brahms und Zigeunermelodien von Antonin Dvorák vollständig bei – bis zur Zugabe. Während sie das „Ständchen“ von Brahms sang, bröckelte schließlich die bewegungslose Fassade.

Neue Deister Zeitung, 2.11.2004:

 

Gestaltung: Andreas Erbslöh