JAGDSCHLOSSKONZERT

Sonntag, 4.9.2005, 17.00 Uhr

DEBÜTKONZERT
FELIX RAFFEL
Klavier

Muzio Clementi: Sonate C-Dur op 36 Nr. 3
Johannes Brahms: 7 Fantasien op 116
Robert Schumann: Fantasie C-Dur op 17

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Felix Raffel, geb. 1983, erhielt seinen ersten Klavierunterricht im Alter von 5 Jahren.
Er wurde mehrfach als Preisträger auf Bundesebene bei "Jugend musiziert" und beim Hamburger Steinway-Wettbewerb ausgezeichnet.

Aufgrund seines Erfolges bei "Jugend musiziert" 2001 erhielt er ein Stipendium der Marie-Luise-Imbusch-Stiftung Lübeck und konnte infolgedessen Rundfunkaufnahmen beim NDR und bei der Yamaha-Stiftung machen.

Derzeit ist er Klavierstudent im 3. Semester bei Prof. Heidi Köhler an der Hochschule für Musik und Theater Hannover.


 

Direkt ins Herz der Zuhörer

Felix Raffel eröffnet neue Konzertsaison im Jagdschloss / Gefühlsstark

Springe (gcs). Ob Felix Raffel eine Karriere als Pianist anstreben oder sein Glück als Komponist für Filmmusik machen wird, weiß er noch nicht. Sicher scheint dagegen, dass der 22-jährige Musikstudent, der im Jagdschloss die neue Konzertsaison des Kulturkreis Springe eröffnete, die Welt der Bilder und die der Noten bereits heute mit Leichtigkeit miteinander verschmelzen lässt.

"Bleiben wir doch beim Jazz", schmunzelte Felix Raffel vor seiner dritten Zugabe, lehnte sich entspannt zurück und erholte sich bei "All the things you are" von den anspruchsvolleren Brahms-Fantasien. Die Leere auf den Zuschauerplätzen trügt: Das Foto entstand nach dem Auftritt. Foto: Saloga

Klassisch, mit der relativ unbekannten Sonate C-Dur op. 36, Nr. 3 von Muzio Clementi (1752-1832), eröffnete Raffel sein Debütkonzert in der Deisterstadt. Gut gelaunt, spritzig und sichtlich die Anweisung des Komponisten "con spirito" über den ersten Satz hinaus beherzigend, erreichte der gebürtige Neumünsteraner sein Publikum scheinbar mühelos. "Ich versuche der Situation, in der ich geradestecke, beim Spielen einen musikalischen Ausdruck zu geben", bemühte sich Raffel um eine Erklärung seines barrierefreien Zugang zur Gefühlswelt der Zuhörer. Diese mögen gespürt haben, dass er "im Moment sehr glücklich" ist.

Erst nach drei Zugaben - einem kurzen Stück von Chopin, gefolgt von einem improvisierten Mix aus Klassik und Jazz und schließlich mit "All the things you are" einem Klassiker der Jazzmusik - ließen ihn die Besucher gehen und strebten sichtlich gut gelaunt dem Ausgang zu. "Der kann doch schmeicheln, oder?", strahlte Waldemar Wandel, kreativer Kopf des Kulturkreises Springe.

Anders als die eher beliebige Sonate von Clementi wird Rafells Interpretation der Sieben Fantasien op. 116 von Johannes Brahms (1833-1897) sicher im Gedächtnis haften bleiben. Zu erklären, wie es ihm gelungen sei, die für dieses Spätwerk charakteristische Ruhe authentisch in Szene zu setzen, sei kaum möglich, erklärte Raffel. "Er versteht einfach, was Brahms sagen wollte", vermutet dagegen Wandel. Dass Raffel ebenso die Sprache Robert Schumanns (1810-1856) versteht, zeigte sich nach der Konzertpause. Verschiedene Stimmungen, in Bruchteilen von Sekunden wechselnd, mal träumerisch traurig daher kommen, dann in dunkel vitale Wut umschlagen, um anschließend im federnden Galopp Leichtigkeit zu demonstrieren - der Fantasie C-Dur op. 17 mangelt es weder an Leidenschaft noch an Selbstbewusstsein.

Ein Selbstbewusstsein, das bei allem jugendlichem Charme und trotz so manch schüchtern fragendem Lächeln in Richtung Heidi Köhler, Musikprofessorin an der Hochschule für Musik und Theater Hannover, auch den Nachwuchspianisten auszeichnet. ...und vielleicht handelt es sich ja bei Felix Raffel auch um den nächsten Hans Zimmer, dem wohl bekanntesten deutschen Komponisten inHollywood, der Filmen wie "Gladiator" oder "Der König der Löwen" zum Erfolg verhalf.

Neue Deister Zeitung, 6.9.2005:

 

Gestaltung: Andreas Erbslöh